Immer wieder Gruner - Zehnfachfrankaturen Grunermarken 1947 und 1948 zur Währungsreform Juni 1948

Ein Artikel von Günter Clemens

 

Im Juni 1948 verlor die Reichsmark ihre Gültigkeit und wurde auf 1/10 ihres ursprünglichen Wertes herabgesetzt. Die Deutschen hatten 25 Jahre vorher ähnliches bereits während der Inflationszeit nach dem 1. Weltkrieg erlebt.
Ab 21. Juni trat zuerst in den Westzonen die Währungsreform in Kraft. Bargeld ist im Verhältnis 10 : 1 umgetauscht worden, Sparguthaben noch ungünstiger. Am 24.6.1948 zog dann auch die sowjetisch besetzte Zone nach. Seit diesem Zeitpunkt gab es in Deutschland bis 1990 zwei getrennte Währungen, damals DM-West und DM-Ost.
Im Ergebnis der Währungsreform wurden auch die im Umlauf befindlichen Briefmarkenbestände abgewertet. In der britischen und amerikanischen Zone konnten nur am 21. und 22. Juni vorhandene Briefmarken zu einem Zehntel ihres Wertes weiterverwendet werden. Neue Wertzeichen, d. h. die Kontrollratsausgeben mit Überdruck lagen bereits am 21.6. vor. Die Zehnfachfrankaturen waren in der französischen Zone, in der die Gemeinschaftsausgaben nicht gültig waren, nicht vorgesehen, kommen aber vor.
In der SBZ war man aber auf diese Maßnahmen nicht vorbereitet, die Reform erfolgte am 24. 6., anfangs mit Provisorien, den so genannten Bezirkshandstempel-Aufdrucken, die auf den Postämtern von Hand hergestellt und gegen die neue Währung verkauft wurden.
Überdruckmarken der Gemeinschaftsmarken mit maschinellem Aufdruck "Sowjetische Besatzungszone" gab es erst ab 3. Juli 1948. Mit Bezirksstempeln versehene Marken durften noch bis 10. 7. aufgebraucht werden. Vom 24.6. bis 31.7. 1948 konnten dagegen alle noch vorhandenen unüberdruckten Wertzeichen zum einem Zehntel ihres Nennwertes in der SBZ weiter verwendet werten.

Das heißt: die Verwendungszeit vorhandener Briefmarken in den Händen der Postbenutzer betrug in den beiden Westzonen 2, in der SBZ dagegen 38 Tage.
Natürlich kamen auch die "Grunermarken" als sogenannte Zehnfachfrankaturen in Gebrauch. Mischfrankaturen sind sehr häufig, Einzel- und Mehrfachfrankaturen sind schon seltener, für einen normalen Fernbrief wären schon 4 Stück 60-Pfennig-Marken nötig gewesen, auf Grund der Größe nicht häufig. Dagegen waren z.B. 2 x 60 als Postkarte, 2 x 50 Pf. als Ortspostkarte oder 1 x 60 Pf. als Drucksache machbar.


Noch bedeutend seltener sind Briefe mit 10 oder mehr aufgeklebten Großformat-Marken, bei einem Einschreiben im Ort: Doppelbrief-Porto 92 Pfennig (Markenwert 9,20 RM) und 1,08 (10,80 RM) als Fernbrief. Diese sind mit Mehrfachfrankaturen ohne zusätzliche Wertzeichen nicht zu erreichen.
6 Beispiele für mindestens 10-fach-Verwendung sollen hier vorgestellt werden, je 3 aus der britischen und der sowjetischen Zone. Diese Großbriefe wurden überwiegend von Sammlern und Händlern angefertigt.

 

Abbildung 1
Abbildung 2

                                               Abbildung 1                                                                                                                  Abbildung 2

 

Abbildung 1 zeigt einen Ortsbrief des sehr rührigen Sammlers Walter Prell aus Chemnitz mit 10-mal 60 Pfennig Michel Nr. 941 Leipziger Messe plus 2 Pf. Michel Nr. 912 1. Kontrollratsausgabe sowie  Michel Nr. 953  30 Pf. 2. Kontrollratsausgabe, beide mit Bezirkshandstempel-Aufdruck 41 Chemnitz,. Porto: 92 Pfennig, Auktionszuschlag 1000,- DM.

Auf der Abbildung 2 ist ebenfalls ein Brief des gleichen Absenders dargestellt, diesmal mit 10-mal 84 Pfennig Michel Nr. 968 Leipziger Messe plus 2 Pf. Michel Nr. 912 1. Kontrollratsausgabe und 6 Pf. Michel Nr. 944 2. Kontrollratsausgabe, beidemal mit Bezirkshandstempelaufdruck 41 Chemnitz, Porto: 92 Pfennig,  Auktionszuschlag 1650,- DM.


Beide Briefe wurden im Postamt Chemnitz 4 gestempelt, Nr. 1 am 27.6. mit Einschreib-Nummer 718, Nr. 2 am 28.6.1948 mit dem R-Zettel Nr. 757.

 

Abbildung 3
Abbildung 4

                                                  Abbildung 3                                                                                                                   Abbildung 4

 

Der dritte Brief wurde von einem bekannten Leipziger Sammler am 19.7.1948 im Postamt Leipzig O 30 aufgegeben und kam am 21. 7. im Postamt O 5 an (Ankunftstempel). Die Frankatur besteht aus 10 x 12 Pf Michel Nr. 965 Leipziger Messe plus 3 mal 24 Pf Maschinenaufdruck SBZ Michel Nr. 190 plus 2 Pf. SBZ Michel Nr. 182 sowie 6 Pf. mit Nr. 183. Das ergibt einen Portowert 1/10 von 1,20 RM + 3 x 24 Pf + 6 Pf + 2 Pf. von 0,92 RM innerhalb von Leipzig. Vom Postamt wurde ein weiterer Stempel O 30 vom 20.6. angebracht, die 3 Stück  24-Pf.-Marken aber nicht entwertet.


Brief Nr. 4 verließ Kiel 4 am letzten möglichen Einsatztag 22.6.1948 und kam einen Tag später in Neumünster an. Die nötige Frankatur von 1,08 RM wurde mit 14 Stück Michel Nr. 966 sowie 6 x 5 Pf. 1.Kontrollratsausgabe Michel Nr. 915  erreicht (14 x 75 Pf + 6 x 5 Pf.) = 1/10 von 10,80 RM für einen Doppelbrief außerorts. Absender war ein Briefmarkenhändler aus Kiel.

 

Abbildung 5
Abbildung 6

                                                   Abbildung 5                                                                                                                    Abbildung 6

 

Die Briefe Abb. Nr. 5 und 6 (gleicher Absender und Empfänger, gleiches Postamt mit gleichem Absende- und Empfangsdatum wie Abb. 4) tragen die Marken der Frühjahrsmesse 1948 Michel Nr. 967 und 968.

 

Nr. 5: 10 x 50 Pf + 5 x 1 RM Michel Nr. 959 + 4 x 20 Pf  Michel Nr. 950  = 10,80 RM      
Nr. 6: 10 x 84 Pf + 8 x 30 Pf. = 10,80 RM


Für die Briefe Abb. Nr.4 bis 6 wurden die R-Zettel Nummern 703 a, 706 a und 709 a verwendet, so dass mit Sicherheit noch mehr ähnliche Briefe existieren.

 

Ich bin gespannt , ob von den möglichen Grunermarken-Verwendungen der Michel-Nr.941/42, 965/96 und 967/68 auch noch Briefe mit 10 oder mehr 24-Pf-Marken oder mit Einzelfrankaturen 60 Pf der Frühjahrsmesse 1947 auftauchen.


                                                                                                                       Günter Clemens